Baum und Menschenbild
Jahreskalender 2023

September

Auf dem Kalenderblatt des Mai sahen wir einen Keimling inmitten der besten Voraussetzungen für sein Emporkommen. Auf unserem heutigen Bild ist dagegen ein Wüstenbaum zu sehen, der wunderbar gediehen ist, obgleich er von seinen Voraussetzungen her weitaus schlechter gestellt ist als der zuvor gezeigte Schößling. Die Wüste als wasserloser Sandboden ist höchst lebensfeindlich und insofern keine gute Voraussetzung für Wachstum, es sei denn, die Wurzeln erreichen das Grundwasser oder eine Quelle. In dem scheinbar leblosen sandigen Untergrund sind jedoch zahlreiche Keime inaktiven Lebens eingelagert.

Entsprechungsmäßig wird im Menschen „Wüste“ mit dem menschlichen Gehirndenken verglichen, das für sich allein betrachtet unfruchtbar bleiben muss. Wenn aber die uns erreichenden geistigen Einflüsse genutzt und zu höheren Erkenntnissen gewandelt werden, können sie aufblühen und Ungeahntes hervorrufen. Dies entspricht auch den zahllosen Pflanzenkeimen im Wüstenboden, die erst durch Wasserzufuhr erblühen. Geistig gesehen ruhen die stärkenden Kräfte unbemerkt in unserer Seelentiefe, bis sie bewusst „angezapft“ werden. Eine weitere Art Wasser fließt den dürstenden Lebensformen durch Regen zu und dieser ist besonders fruchtbarkeitsfördernd. Der Vorgang entspricht den aus dem Himmel gegebenen göttlichen Offenbarungen und diese werden bei gutem Willen direkt in das Seelenleben aufgenommen, vergleichbar mit dem schnellen Aufblühen einer Wüstenlandschaft.

Die Form der Palme weist mit ihrem zielgeraden Wuchs direkt zum Himmel hin und bringt reichhaltige süße Früchte hervor. Sie wurde auch zu einem besonderen Wahrzeichen des Heiligen Landes in der Stadt Jericho. Als eine Palmenstadt in Kanaan war sie das erste Eroberungsziel der einfallenden Hebräer, die auf Anweisung des Herrn vom gelobten Land Besitz ergreifen sollten. Der Ort existiert noch heute am Fuß des Gebirges, auf dessen Höhe später die dort befindliche heidnische Siedlung der Jebusiter durch die Hebräer (genauer durch den Stamm der Juden) zur Stadt Jerusalem ausgebaut wurde, wo dann die Stiftshütte ihren endgültigen Standort fand und damit zum Mittelpunkt des jüdischen Glaubens und Zielort allen religiösen Strebens wurde.
Geistig gesehen sind es die Erkenntnisse des Himmels (Jericho), die den Ausgangspunkt für unsere innere Erhebung zum Herrn bilden und uns den Aufstieg in das Himmlische Jerusalem erst ermöglichen.

Im Großen Evangelium Johannes durch Jakob Lorber wird berichtet, wie noch zu Jesu Zeiten der damalige Anstieg zur Höhe ein sehr gewundener und äußerst mühsamer war. Danach wurde er aber neu angelegt und begradigt. Dies könnte den geistigen Hintergrund darin haben, dass der Weg zu einem unbekannten Gott Jehovah sehr viel schwieriger ist als der zu einem sichtbaren Vatergott in Jesus.