Die Kirche

Die Universalkirche

Die Kirche des Herrn ist über den ganzen Erdkreis verbreitet, folglich universell. Zu ihr gehören alle, die je nach ihrer Religion im Guten der Nächstenliebe gelebt haben.

Was die geistige Kirche des Herrn betrifft, so ist zu wissen, dass sie durch den ganzen Weltkreis verbreitet ist; denn sie ist nicht beschränkt auf diejenigen, die das Wort haben, und daher den Herrn und einige Glaubenswahrheiten kennen; sondern sie ist auch bei denen, die das Wort nicht haben, und deswegen den Herrn gar nicht kennen und folglich keine Glaubenswahrheiten wissen (denn alle Glaubenswahrheiten beziehen sich auf den Herrn), d.h. bei den von der Kirche entfernten Heiden, denn es gibt mehrere unter ihnen, die aus dem Vernunftlicht wissen, dass ein Gott ist, dass Derselbe alles geschaffen hat und dass Er alles erhält, ferner, dass von Ihm alles Gute, folglich alles Wahre und dass die Ähnlichkeit mit Ihm den Menschen glücklich macht. Und außerdem leben sie nach ihrer Religion in der Liebe zu jenem Gott und in der Liebe gegen den Nächsten; aus Neigung zum Guten tun sie Werke der Liebtätigkeit und aus Neigung zum Wahren verehren sie den Höchsten. Die so Gearteten unter den Heiden sind es, die in der geistigen Kirche des Herrn sind und obwohl sie vom Herrn nichts wissen, während sie in der Welt sind, so haben sie doch in sich die Verehrung und stillschweigende Anerkennung Seiner, wenn sie im Guten sind, denn in allem Guten ist der Herr gegenwärtig.

Die Kirche, sagt man, ist, wo der Herr anerkannt wird und wo das Wort ist; denn die wesentlichen Stücke der Kirche sind die Liebe zum Herrn und der Glaube an den Herrn vom Herrn; und das Wort lehrt, wie der Mensch leben muss, um Liebe und Glauben vom Herrn aufzunehmen.

Die Notwendigkeit,
dass immer eine Kirche bestehe

Die Kirche des Herrn auf dem Erdball ist wie das Herz; von ihr hat das Menschengeschlecht, auch das, welches außerhalb der Kirche ist, Leben. Die Ursache ist jedem ganz unbekannt. Auf dass man aber etwas davon wisse, so verhält sich das gesamte Menschengeschlecht auf dem Erdball wie ein Leib samt seinen Teilen, in dem die Kirche ist wie das Herz, und wenn es keine Kirche gäbe, mit der, als wie mit einem Herzen, der Herr durch den Himmel und die Geisterwelt vereinigt würde, so wäre eine Trennung und wenn eine Trennung des Menschengeschlechts vom Herrn, so ginge es sogleich zugrunde.

Dies ist der Grund, warum von der ersten Schöpfung des Menschen an immer eine Kirche war; und warum die Kirche, sooft sie zugrunde zu gehen anfing, dennoch bei einigen übrigblieb. Dies war auch der Grund des Kommens des Herrn in die Welt. Wäre Er nicht vermöge Seiner göttlichen Barmherzigkeit gekommen, so wäre das gesamte Menschengeschlecht auf diesem Erdball zugrunde gegangen, denn damals war die Kirche im Äußersten und kaum noch etwas Gutes und Wahres übriggeblieben.

Wenn die Kirche ihrem Ende nahe ist,
so wird stets eine neue Kirche herangebildet.

Wenn das Ende der Kirche nahe ist, wird vom Herrn Vorsorge getroffen, dass eine neue Kirche folgt, denn die Welt kann ohne die Kirche, in der das Wort ist und in welcher der Herr bekannt ist, nicht bestehen; denn ohne das Wort und daher ohne die Erkenntnis und Anerkennung des Herrn kann der Himmel nicht mit dem Menschengeschlecht verbunden werden, mithin auch das vom Herrn ausgehende Göttliche nicht mit einem neuen Leben einfließen. Und ohne die Verbindung mit dem Himmel und dadurch mit dem Herrn wäre der Mensch nicht Mensch, sondern ein Tier. Daher kommt es, dass vom Herrn stets eine neue Kirche vorgesehen wird, wenn eine alte Kirche zu ihrem Ende kommt.

Diese zweite Ankunft des Herrn ist kein Kommen in Person, sondern im Wort, das von Ihm und Er selbst ist.

Man liest in vielen Stellen, dass der Herr kommen werde in den Wolken des Himmels. Allein niemand hat bis jetzt gewusst, was unter den Wolken des Himmels verstanden wurde; man glaubte, Er werde in diesen in Person erscheinen. Dass aber unter den Wolken des Himmels verstanden wird das Wort im Buchstabensinn und unter der Herrlichkeit und Kraft, in denen Er alsdann ebenfalls kommen wird (Matth.24/30), verstanden wird der geistige Sinn des Wortes, ist bis jetzt verborgen gewesen, weil bis daher niemand auch nur durch Vermutung daraufgekommen ist, dass ein geistiger Sinn, wie dieser an sich beschaffen ist, im Wort sei. Da nun aber mir der geistige Sinn des Wortes vom Herrn aufgeschlossen und mir zugleich gegeben wurde, mit den Engeln und Geistern in ihrer Welt wie einer von ihnen zusammenzusein, so ist mir enthüllt worden, dass unter der Wolke des Himmels verstanden wird das Wort im natürlichen Sinn und unter der Herrlichkeit das Wort im geistigen Sinn und unter der Kraft die Macht des Herrn durch das Wort.

Zu dem Ende, dass der Herr beständig gegenwärtig sein könnte, hat Er mir den geistigen Sinn Seines Wortes, in dem das göttliche Wahre in Seinem Licht ist, enthüllt und in diesem ist Er fortwährend gegenwärtig; denn Seine Gegenwart im Wort findet durch nichts anderes statt als durch den geistigen Sinn, durch dessen Licht sie in den Schatten übergeht, in dem der Buchstabensinn ist; vergleichsweise wie dies mit dem Sonnenlicht zur Zeit des Tages durch eine dazwischengestellte Wolke geschieht.

Damit die wahre christliche Religion entwickelt werden könne, war es notwendig, dass jemand in die geistige Welt eingeführt werde und aus dem Munde des Herrn echte Wahrheiten aus dem Wort vernehme.

Abgesehen von den klarsten Beweisen, dass der geistige Sinn des Wortes vom Herrn durch mich offen dargelegt worden ist, wer hat jemals zuvor [solche Erfahrungen gehabt], seit das Wort in den israelitischen Schriften geoffenbart worden ist? Und dieser Sinn ist die eigentliche Heiligkeit des Wortes. Der Herr selbst ist mit Seinem Göttlichen in diesem Sinn und im natürlichen Sinn mit Seinem Menschlichen. Nicht einmal ein Jota desselben könnte eröffnet werden außer durch den Herrn selbst. Dieses übersteigt alle Offenbarungen, die gemacht worden sind seit der Schöpfung der Welt.

Die fünfte oder die
neue christliche Kirche

In der Offenbarung des Johannes (Kap. 21 und 22) wurde vorausgesagt, dass am Ende der früheren eine neue Kirche zu gründen sei, in der dies die Hauptlehre sein soll: Dass Gott sowohl der Person als dem Wesen nach einer, in Ihm eine Dreiheit und dass der Herr dieser Gott sei. Diese Kirche wurde an den genannten Stellen unter dem neuen Jerusalem verstanden, in das niemand eingehen könne, der nicht den Herrn allein als Gott des Himmels und der Erde anerkennt, weshalb diese Kirche dort auch das Weib des Lammes heißt.

Diese neue Kirche wird bezeichnet unter dem neuen Jerusalem.

Die neue Kirche wird darum unter dem von Gott aus dem Himmel herabsteigenden neuen Jerusalem, Offenbarung 21, verstanden, weil Jerusalem die Hauptstadt in dem Lande Kanaan war und hier der Tempel, der Altar war, hier die Opfer dargebracht wurden, somit hier der eigentliche Gottesdienst war, zu dem alles Männliche im ganzen Land dreimal im Jahr kommen musste. Dann auch, weil der Herr in Jerusalem war und in Seinem Tempel lehrte, und nachher hier Sein Menschliches verherrlichte – hierin der Grund, warum durch Jerusalem die Kirche bezeichnet wird.

Der neue Himmel und die neue Erde

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, Offenb.21/1, bedeutet, dass vom Herrn ein neuer Himmel aus den Christen gebildet worden sei, der heutzutage der christliche Himmel heißt, in dem die sind, die den Herrn verehrt und nach Seinen Geboten im Wort gelebt hatten und die infolgedessen Nächstenliebe und Glauben haben; in welchem Himmel auch alle Kinder der Christen sind.

Dass der Himmel der Engel verstanden wird, ist offenbar, da es in dem unmittelbar folgenden Vers heißt, „er habe das heilige Jerusalem gesehen herabsteigend von Gott aus dem Himmel, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“, worunter nicht ein herabsteigendes Jerusalem verstanden wird, sondern eine Kirche; und die Kirche auf Erden steigt herab vom Herrn aus dem Himmel der Engel, weil die Engel des Himmels und die Menschen der Erde in allem, was die Kirche betrifft, eins ausmachen.

………….

Emanuel Swedenborg war es durch die Gnade des Herrn erlaubt, die Zustände der Kirchenepochen einzusehen und zu beschreiben. In einem seiner Hauptwerke deutet er die Offenbarung des Johannes hinsichtlich der Entwicklung der christlichen Kirche. Unter anderem sieht er den Aufgang einer neuen Kirche, deren Mittelpunkt die Liebe und der Glaube an Jesus Christus als alleinigen Gott und Schöpfer darstellt. Das Neue an dieser Kirche ist, dass durch die Eröffnung des inneren geistigen Sinnes der Bibel die zweite Wiederkunft Christi ihren Anfang nimmt und im himmlischen Jerusalem ihre Vollendung findet.
Die Neue Kirche Deutschland e. V. erhebt nicht den Anspruch, diese Neue Kirche an sich zu sein, sondern vielmehr sehen wir uns als Teil des Ganzen. Swedenborgs Vision der Neuen Kirche ist viel umfangreicher und umschließt alle Menschen, die ernsthaft im Glauben und in der tätigen Liebe zu Jesus Christus stehen, sei es nun innerhalb der christlichen Glaubensgemeinschaft oder anderswo. (Swedenborg Zentrum Berlin)

Der folgende Text ist übernommen vom früheren Swedenborg Zentrum Zürich, heute Swedenborg Verlag, mit freundlicher Genehmigung.

Swedenborg wurde zum Propheten einer neuen Kirche, der Geistkirche Christi, die »die Krone aller Kirchen« der Menschheitsgeschichte sein werde. Wie sich diese Vision verwirklichen wird, lässt sich noch nicht sagen. Diese Kirche soll aber die Erfüllung urchristlicher Verheißungen sein. Swedenborg bringt sie mit der Wiederkunft Christi in den Wolken des Himmels in Verbindung. Die Wolken des Himmels sind die heiligen Schriften. Und die Wiederkunft Christi ist die neue Offenbarung des Logos, die in den alten Texten einen inneren Sinn sichtbar machen wird.

Ein weiterer neutestamentlicher Anknüpfungspunkt ist die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabgekommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. «Das neue Jerusalem als Braut Christi« kann nur die neue Gemeinde Christi meinen. Städte bedeuten gedankliche Strukturen, Lehrsysteme, Weltanschauungen, Philosophien, in denen der menschliche Geist wie in einer Stadt wohnt. Jerusalem, die Stadt des Jahwetempels, bedeutet daher die von Gott gegebene Licht- und Lebenslehre.